Hallo ihr Lieben!
Nach dem entspannten Aufenthalt auf Koh Samui ging es für uns weiter nach Malaysia, in die Großstadt George Town / Penang. Die Grenze überquerten wir zu Fuß, nach der Passkontrolle wurden wir von unserem Fahrer abgeholt. George Town ist eine ehemalige Kolonialstadt und vom Festland durch eine lange Autobahnbrücke zu erreichen. Mein Gefühl sagte mir schon bei der Ankunft, dass ich diese Stadt sehr mögen würde. Mein erster Eindruck hat sich bestätigt, vor allem die Street Art und die kleinen alternativen Cafés, die sehr westlich angehaucht waren, haben mir sehr gut gefallen.
Um ehrlich zu sein, habe ich mich bei der Reise am meisten auf Thailand und Bali gefreut, und hätte nicht gedacht, dass Malaysia mich so beeindrucken würde. Aufgrunddessen informierte ich mich im Vorhinein kaum über dieses Land und seine Kultur. Ich lieh mir schlussendlich doch noch einen Reiseführer und fing an zu blättern. Ich erfuhr so einiges über die Entstehung des Landes und die Kolonialzeit, unter anderem dass die beiden Inseln (also der Westteil, der an Thailand grenzt und der Norden Borneos, die Ostinsel) sich nie zu einem Land zusammengeschlossen hätten, wären die Kolonialherren nicht gewesen. Malaysia ist ein multikulturelles Land mit mehreren koexistierenden Religionen. Die größte Bevölkerungsgruppe machen die Muslime aus, Moscheen gibt es viele. Chinesen sind ebenfalls vertreten, sie machen je nach Region einen großen Teil der Bevölkerung aus. Inder kamen damals als Leiharbeiter für Rohstoffabbau und die Tee-Ernte nach Malaysia, sie sind mit ungefähr 8% vertreten. Die indigene Bevölkerung nennt sich Orang Asli, optisch sind sie gut von den anderen Gruppen zu unterscheiden. In den Stadtvierteln Little India oder Chinatown erlebt man die Kultur und Lebensart hautnah mit, besonders in den Tempeln. Wir besuchten indische und chinesische Tempel, die mich sehr beeindruckt haben.
Auf dem Weg zum Penang Hill, einer großen Attraktion in George Town, hielten wir an einer riesigen chinesischen Tempelanlage mit umwerfendem Ausblick. Obwohl der Penang Hill ein beliebtes Ziel für Touristen ist, lohnt sich die Fahrt nach ganz oben sehr. Am Wochenende ist allerdings viel los, also lieber unter der Woche besuchen. Man hat einen genialen Panorama-Blick über die gesamte Stadt und macht eine abenteuerliche Fahrt nach oben mit.
Was mir aufgefallen ist: Die Malayen lassen sich unglaublich viel Zeit bei allem. So hat eine Busfahrerin während der Fahrt links angehalten (Linksverkehr!) und ist zur Toilette gegangen. Alle Fahrgäste hatten vollstes Verständnis und niemand war ungeduldig, als die Fahrt erst nach ungefähr zehn Minuten weiterging. Auch in Restaurants, Cafés oder auf Street Food Märkten wurde sich Zeit gelassen. Aus Deutschland kennt man es ja normalerweise so, dass der Kunde König ist und schnell bedient wird. Sich an das malaysische Lebenstempo zu gewöhnen, dauert schon ein paar Tage. Am letzten Tag in Penang frühstückten wir in einem netten Café in der Lovers Lane namens "Wheeler's Coffee", sehr liebevoll eingerichtet mit Fahrrad-Deko. Die Lovers Lane ist eine Straße mit etlichen Cafés, Hotels und Backpacker-Hostels und ziemlich alternativ - ideal zum schlendern und für einen Kaffee zwischendurch. Nach George Town folgte eine Fahrt in die Cameron Highlands und die dort sehr bekannten Tee-Plantagen, das Wetter kühlte deutlich ab. Die Plantagen waren wirklich sehenswert, sie wurden Anfang des 20. Jahrhunderts extra angelegt. Dort werden die jungen Blätter für grünen, schwarzen und weißen Tee geernet, teilweise per Hand. Für einen Tee-Liebhaber wie mich war das schon sehr interessant; ich erfuhr, dass weißer Tee deshalb so teuer ist, weil dafür nur die obere Knospe geerntet wird. Zu Abend aßen wir einmal indisch und chinesisch, wobei ich indisch bevorzuge, ich liebe das Naan-Brot und vor allem das Gericht Aloo Gobi. Abends besuchten wir die "Jungle Bar", ein echter Geheimtipp unseres Guides Pokk, in kleiner Runde mit Lagerfeuer und Billiard. Wir kamen mit anderen, teilweise alleine reisenden Backpackern ins Gespräch, trafen einen von ihnen sogar noch mehrmals an anderen Orten.
Die Abwechslung zwischen Großstadt und Landschaft mochte ich sehr, auch wenn das herumreisen mit einem Hotelaufenthalt von durchschnittlich einer Nacht sehr anstrengend war. Nach den Highlands ging es für uns in die Hauptstadt Kuala Lumpur. Das einzige, das mir in "KL" bekannt war, waren die Petronas Towers, die Zwillingstürme mit der Verbindungsbrücke. Die haben wir natürlich auch besucht, abends besuchten wir eine Sky Bar mit direktem Ausblick auf die Towers. Am nächsten Tag stand der Besuch der Tempel-Anlage Batu Caves an, 272 Stufen führen nach oben in eine Höhle mit dem riesigen Buddha davor. Trotz der sengenden Hitze schafften alle den Aufstieg, und der lohnte sich. Die Höhle und der Tempel waren atemberaubend schön!
Die Woche in Malaysia ging verdammt schnell herum, am Samstag reisten wir zusammen nach Singapur. Die Grenzkontrolle war hektisch, wir hatten nicht viel Zeit, weil der Bus nicht allzu lange auf uns wartete. Skurrile Gesetze wie Kaugummi-Verbot oder das Verbot, Blumen zu pflücken amüsierten uns und wir fragten uns gleichzeitig, wie die Realität aussehen würde. Singapur ist nur ein kleiner Küstenabschnitt an Malaysia, aber ein eigener Staat. Bei einem Spaziergang durch die Stadt war mir Singapur gleich sympathisch. Wir bekamen das Training für das Formel 1-Rennen am nächsten Tag mit, in der Stadt war einiges los. Am besten hat mir die Stadt am Abend gefallen, denn da war alles schön beleuchtet und sehr belebt. Als wir schließlich das Marina Bay Sands Hotel sahen, mussten alle staunen, denn das kannte ich zum Beispiel nur aus Filmen und konnte es mir überhaupt nicht in echt vorstellen. Gerne hätte ich mehr Zeit dort verbracht, aber am nächsten Tag ging schon unser Flug nach Indonesien.
Alles in allem mochte ich trotz meines anfänglichen Desinteresses Malaysia sehr gerne, am besten gefiel mir George Town mit seiner Street Art. Nach Singapur werde ich auf jeden Fall noch einmal fliegen, um mehr zu sehen. Wie immer hoffe ich, der Post hat euch gefallen und ihr bekommt eine Vorstellung davon, wie ich hier reise. Der letzte Post meiner Reise wird über Indonesien sein, wahrscheinlich dann wenn ich schon wieder Zuhause bin :-)
Eure Eileen
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